CBDC-Einlagen-Umschlagsrechner
Mit CBDCs (Central Bank Digital Currencies) könnte sich das traditionelle Bankwesen verändern. In normalen Zeiten würden etwa 67 % der Haushalte einen Teil ihrer Einlagen in CBDCs umschichten, während in Krisenzeiten bis zu 82 % ihre Einlagen abheben würden.
Dieser Rechner zeigt, wie viel von Ihren Einlagen potenziell in CBDCs umschichtet würde und welche Auswirkungen dies auf die Kreditvergabe im Bankensystem haben könnte.
Stellen Sie sich vor, Ihre Banküberweisung geht nicht mehr über die langsame SWIFT-Infrastruktur, sondern direkt von Ihrem Smartphone zur Empfängerin - in Sekunden, ohne Gebühren, und mit einem digitalen Nachweis, den nur die Zentralbank kontrolliert. Das ist kein Science-Fiction-Szenario mehr. Mit CBDCs - Central Bank Digital Currencies - steht das traditionelle Bankwesen vor einem tiefgreifenden Wandel, der nicht nur Technik, sondern die gesamte Struktur des Geldes neu definiert.
Was ist eine CBDC - und warum ist sie anders als Bitcoin oder PayPal?
Eine CBDC ist die digitale Version der Währung, die Ihre Zentralbank ausgibt. Im Euro-Raum wäre das der digitale Euro, direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgegeben. Im Gegensatz zu Bitcoin, wo niemand die Kontrolle hat, oder zu PayPal, wo ein Unternehmen zwischen Ihnen und Ihrem Geld steht, ist bei einer CBDC die Zentralbank der direkte Schuldner. Ihr Geld auf der CBDC-Plattform ist so sicher wie Bargeld - nur digital.
Diese Art von Geld ist nicht dezentralisiert. Es gibt keine Mining-Netzwerke, keine volatile Kurse. Es ist einfach die digitale Form Ihres Euros, Frankens oder Renminbi. Und das macht es so mächtig: Es verbindet die Sicherheit des Staates mit der Geschwindigkeit der Blockchain-Technologie. Die Technik dahinter kann zentralisiert sein - wie bei China - oder halb-dezentralisiert, wie in der EU geplant, wo Banken und Nutzer gemeinsam die Transaktionsdaten verwalten, aber die Regeln von der Zentralbank vorgegeben werden.
Wie CBDCs die Banken direkt bedrohen - und warum das kein Mythos ist
Traditionelle Banken verdienen ihr Geld hauptsächlich durch zwei Dinge: Zinsen auf Kredite und die Verwaltung von Einlagen. Wenn Sie Geld auf Ihrem Konto haben, leihen die Banken es an Unternehmen oder Hauskäufer weiter - und behalten den Zinsunterschied als Gewinn. Aber was passiert, wenn Sie Ihr Geld nicht mehr bei der Bank, sondern direkt bei der Zentralbank aufbewahren?
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) hat das genau durchgerechnet. In Deutschland würden 67 % der Haushalte bei normalen Zeiten einen Teil ihrer Einlagen in eine digitale Währung verlagern. Das klingt nicht dramatisch - bis man sieht, was bei einer Bankenkrise passiert: 82 % würden sofort ihre restlichen Einlagen abheben und auf die CBDC umsteigen. Das ist kein hypothetisches Szenario. In der Krise von 2008 sind Menschen auch aus Angst vor Bankenpleiten zum Bargeld gelaufen. Nur dass CBDCs viel leichter zu greifen sind - und nicht in Tresoren, sondern in Apps gespeichert werden.
Diese sogenannte „fast disintermediation“ könnte Banken in eine schwere Lage bringen. Wenn sie nicht mehr genug Einlagen haben, können sie weniger Kredite vergeben. Studien zeigen: Ein Rückgang der Einlagen um 20 % führt zu einem Rückgang der Unternehmenskredite um 8-10 %. Das bedeutet weniger Investitionen, weniger Wachstum - und letztlich weniger Arbeitsplätze.
Was CBDCs für Kunden bringen - und was sie nicht können
Aber es gibt auch Vorteile. Für Sie als Kunde ist eine CBDC eine neue, sichere Sparform. Sie bekommen vielleicht sogar Zinsen - und zwar direkt von der Zentralbank. Die CEPR-Studie zeigt: Wenn CBDCs mit Zinsen von 0,5-1,0 % unter dem Marktniveau ausgestattet werden, profitieren Haushalte, ohne das Bankensystem zu überfordern. Gleichzeitig zwingt das die Banken, bessere Zinsen für Einlagen anzubieten - durchschnittlich 0,35 Prozentpunkte mehr. Das ist Geld, das direkt in Ihre Tasche fließt.
Aber CBDCs können nicht alles. Sie sind perfekt für Überweisungen, Bezahlvorgänge oder staatliche Transferleistungen. Aber sie können nicht entscheiden, ob ein kleiner Handwerker einen Kredit bekommt. Sie können nicht prüfen, ob ein Start-up kreditwürdig ist. Sie können nicht beraten, wie man langfristig spart oder eine Immobilie finanziert. Das sind die Aufgaben, die Banken noch behalten - und wo sie ihren Wert beweisen müssen.
Die drei Säulen, die traditionelle Banken retten könnten
Banken sind nicht tot - sie müssen sich nur verändern. Drei Wege zeigen, wie sie überleben können:
- CBDC-basierte Finanzprodukte entwickeln: Einige europäische Banken testen bereits Anlageprodukte, die auf CBDC-Haltungen basieren. Statt nur Zinsen auf Sparbüchern zu zahlen, könnten Sie Ihr CBDC-Geld in sichere, kurzfristige Anleihen investieren - und die Bank vermittelt das. Das ist kein Ersatz für Kredite, aber ein neuer Umsatzstrom.
- Kreditvergabe mit digitalen Daten: Wenn Sie Ihre CBDC-Transaktionen erlauben, kann die Bank sehen, wie regelmäßig Sie Geld ein- und ausgeben. Das ist eine neue Art der Kreditwürdigkeitsprüfung - schneller, transparenter, fairer. Ein kleiner Unternehmer mit stabilen Einnahmen könnte so leichter an einen Kredit kommen, ohne langwierige Papiere.
- Service und Vertrauen als Wettbewerbsvorteil: Niemand will mit einer Zentralbank telefonieren, wenn sein Konto gesperrt ist. Banken haben Mitarbeiter, Filialen, Berater. Sie haben Beziehungen. Diese menschliche Komponente ist schwer zu digitalisieren - und das ist ihr größter Trumpf.
Die BIS empfiehlt zudem, Einlagenlimits für CBDCs einzuführen - etwa 3.000 Euro pro Haushalt. Das verhindert, dass alle ihr Geld abheben, wenn die Banken in Schwierigkeiten geraten. Es ist ein Kompromiss: genug Digitalisierung für Effizienz, aber nicht genug, um das Finanzsystem zu destabilisieren.
Die globale Machtverschiebung - und wer gewinnt
CBDCs sind nicht nur eine technische Innovation. Sie sind ein geopolitisches Werkzeug. China hat mit dem digitalen Yuan bereits 260 Millionen Nutzer - fast 18 % der Bevölkerung. Der digitale Yuan wird bereits für internationale Handelsabkommen genutzt, um den Dollar zu umgehen. Wenn Länder ihre eigenen CBDCs nutzen, um Handel in ihrer eigenen Währung abzuwickeln, wird der US-Dollar als globale Reservewährung schwächer. Prognosen gehen davon aus, dass sein Anteil von 59 % auf 45 % bis 2035 sinken könnte.
Das bedeutet: Länder, die CBDCs früh einführen, gewinnen Einfluss. Die EU will mit dem digitalen Euro bis 2027 starten. Indien hat bereits 1,2 Millionen Nutzer und über 5 Millionen Transaktionen im Pilotbetrieb. Die Bahamas sind sogar schon 35 % der Bevölkerung mit ihrem Sand Dollar täglich verbunden. Wer nicht mitzieht, verliert nicht nur technologisch - sondern auch politisch.
Was Banken jetzt tun müssen - und warum Zeit drängt
Die Umstellung auf CBDCs ist kein Projekt, das man in sechs Monaten abhakt. Es braucht 18 bis 24 Monate, um die Systeme anzupassen - und das nur, wenn man früh anfängt. Die größten Hürden? Technik, Regulierung und Bildung. 76 % der Banken nennen technische Integration als größtes Problem. 68 % kämpfen mit unklaren Gesetzen. Und 62 % sagen: Die Kunden verstehen einfach nicht, was CBDCs sind.
Einige Banken in Indien haben schon angefangen: Sie geben Bonuspunkte, wenn Kunden CBDCs nutzen. Andere in den USA testen Kredite, die direkt mit CBDC-Haltungen verknüpft sind. Die EZB hat dagegen noch keine klare Dokumentation für Entwickler - ihr digitaler Euro ist nur 3,1 von 5 Sternen wert, laut Entwicklern auf GitHub. China hingegen hat mit 4,3 Sternen die beste Dokumentation weltweit. Das zeigt: Wer gut vorbereitet ist, gewinnt.
Die Banken, die jetzt nicht investieren, werden in fünf Jahren nur noch die Rolle von Vermittlern spielen - und dafür weniger verdienen. Die, die sich anpassen, werden zu Technologie-Partnern der Zentralbanken. Sie werden nicht verschwinden. Aber sie werden nicht mehr das Zentrum des Geldsystems sein.
Was kommt als Nächstes?
CBDCs werden nicht das Ende der Banken bedeuten - aber sie werden das Ende des alten Bankensystems sein. Die Zukunft gehört nicht mehr nur denen, die die meisten Filialen haben, sondern denen, die am besten mit digitalen Geldsystemen arbeiten können.
Im Jahr 2030 werden 70-80 % aller Zahlungen über CBDCs laufen. 30-40 % der Einlagen werden bei der Zentralbank liegen. Banken werden sich auf Beratung, Kreditvergabe und Vermögensverwaltung konzentrieren. Und die Zentralbanken? Sie werden das Fundament sein - sicher, transparent, schnell. Aber sie werden nicht mehr die einzigen Akteure sein.
Es ist kein Krieg zwischen Banken und Zentralbanken. Es ist eine Evolution. Und wer nicht mitgeht, wird überflüssig.
Was ist der Unterschied zwischen CBDC und Kryptowährung wie Bitcoin?
CBDCs sind digitale Versionen von staatlichen Währungen wie dem Euro oder dem Dollar - sie werden von der Zentralbank ausgegeben und sind als Schuldschein des Staates gesichert. Bitcoin hingegen ist dezentral, nicht von einer Behörde kontrolliert, und sein Wert schwankt stark. CBDCs sind stabil, Bitcoin ist spekulativ. CBDCs verfolgen das Ziel, das bestehende Geldsystem zu verbessern; Bitcoin will es ersetzen.
Können CBDCs Banken pleite machen?
Nicht direkt, aber sie können die Grundlage für ihre Geschäftsmodelle untergraben. Wenn Kunden ihr Geld von der Bank zur Zentralbank verlagern, haben Banken weniger Geld zum Verleihen. Das reduziert ihre Gewinne und ihre Kreditvergabe. In Extremsituationen - wie einer Bankenkrise - könnte das sogar zu massiven Ausfällen führen. Mit Einlagenlimits und angemessenen Zinsen kann das aber kontrolliert werden.
Warum ist der digitale Euro so langsam?
Die EZB will nicht nur Technik bauen, sondern auch Vertrauen schaffen. Es geht um Datenschutz, Finanzstabilität und die Balance zwischen Innovation und Risiko. Die technische Entwicklung ist schon weit fortgeschritten, aber die politische und regulatorische Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten dauert. Außerdem will man nicht die gleichen Fehler machen wie bei der digitalen Währung in Indien oder China - wo es an Transparenz und Nutzerfreundlichkeit mangelte.
Brauche ich eine neue App, um CBDCs zu nutzen?
Ja - aber wahrscheinlich nicht von scratch. Die meisten Banken werden CBDCs in ihre bestehenden Banking-Apps integrieren. Sie werden dann einfach ein neues Konto oder eine neue Geldbörse in Ihrer App sehen - vielleicht als „Digitaler Euro“ oder „CBDC-Sparen“. Sie müssen nicht alles neu lernen - nur, dass Ihr Geld jetzt auch direkt bei der Zentralbank liegt.
Sind CBDCs eine Form der Überwachung?
Das ist die größte Angst. Da alle Transaktionen digital und nachvollziehbar sind, könnte die Zentralbank sehen, wofür Sie Geld ausgeben. In einigen Ländern wie China ist das bereits der Fall. In der EU wird versucht, Anonymität für kleine Beträge zu gewährleisten - ähnlich wie bei Bargeld. Aber bei größeren Transaktionen wird Spuren留下. Es ist ein Kompromiss zwischen Sicherheit gegen Geldwäsche und dem Recht auf Privatsphäre.
Wird Bargeld abgeschafft, wenn CBDCs kommen?
Nein - zumindest nicht offiziell. Die EZB und andere Zentralbanken haben versprochen, Bargeld weiterhin anzubieten. Aber wenn CBDCs bequemer, schneller und sicherer sind, wird immer weniger Bargeld gebraucht. In einigen Ländern ist es schon heute so: In Schweden wird kaum noch Bargeld verwendet. Es wird nicht verboten - aber es wird einfach unnötig.