Vietnam steht auf Platz 5 der weltweiten Krypto-Adoption - trotz strenger Regulierung

Vietnam steht auf Platz 5 der weltweiten Krypto-Adoption - trotz strenger Regulierung

Remittancespar-Rechner

Gebührenvergleich: Traditionelle Überweisung vs. Krypto-P2P

In Vietnam nutzen 74 % der Krypto-Nutzer digitale Assets für internationale Überweisungen, da die Gebühren deutlich niedriger sind.

Wenn du in Vietnam lebst und Kryptowährungen nutzt, bist du nicht allein. Etwa 17 Millionen Menschen - fast jeder fünfte Einwohner - handeln regelmäßig mit Bitcoin, Ethereum oder anderen Digitalwährungen. Das macht Vietnam zu einem der aktivsten Länder der Welt, wenn es um Krypto-Nutzung geht. Laut dem Chainalysis Global Crypto Adoption Index 2025 steht das Land auf Platz 5, wenn man die Bevölkerungszahl berücksichtigt. Das klingt nach Erfolg. Aber hinter dieser Zahl verbirgt sich ein komplexes, fast paradoxes Bild: Eine riesige, lebendige Nutzerbasis, die trotz strengster Regeln weiterhin handelt - oft illegal.

Wie kann Vietnam so hoch ranken, wenn Krypto fast verboten ist?

Die Antwort liegt in der Kluft zwischen offizieller Politik und echtem Verhalten. Die Zentralbank Vietnams (SBV) hat im Juni 2025 ein neues Gesetz verabschiedet, das Kryptowährungen als digitale Vermögenswerte anerkennt - aber nur unter harten Bedingungen. Du darfst Bitcoin oder Ethereum nicht als Zahlungsmittel nutzen. Du darfst keine Stablecoins wie USDT oder USDC ausgeben. Und du darfst als Privatperson keine Krypto-Plattform betreiben. Alles muss über die lokale Währung, den Vietnamesischen Dong (VND), laufen. Nur vietnamesische Firmen dürfen Krypto-Token ausgeben - und nur, wenn sie durch echte physische Güter abgesichert sind. Kein Geld, keine Wertpapiere.

Diese Regeln klingen nach einem Versuch, Chaos zu verhindern. Doch sie haben etwas anderes bewirkt: Sie haben den Markt in die Schatten getrieben. 87 % der vietnamesischen Krypto-Nutzer nutzen ausländische Plattformen wie Binance P2P, Bybit oder OKX, um ihre Transaktionen abzuwickeln. Diese Plattformen sind nicht in Vietnam registriert. Sie unterliegen keiner lokalen Aufsicht. Und trotzdem sind sie der Hauptweg, wie Menschen Geld überweisen, Einkäufe tätigen oder ihr Ersparnis schützen.

Die P2P-Revolution: Wie Vietnamesen Krypto nutzen, ohne sie zu haben

In Vietnam ist Krypto nicht nur eine Investition - es ist eine Überlebensstrategie. Ein großer Teil der Nutzer nutzt es, um Geld nach Hause zu schicken. Im Jahr 2024 haben Vietnamesen im Ausland 19,2 Milliarden US-Dollar an Rücküberweisungen geschickt. Mit traditionellen Diensten wie Western Union kostet das bis zu 6,8 % an Gebühren. Mit Krypto-P2P-Transaktionen sinkt die Gebühr auf 1,2 %. Das ist ein Unterschied von mehr als 500 %.

Ein Nutzer namens „HanoiTrader88“ schreibt auf Reddit: „Ich kaufe täglich USDT mit VND auf Binance P2P. Aber ich zahle 3-5 % Aufschlag, weil die Verkäufer Angst haben, von der Polizei erwischt zu werden.“ Diese Aufschläge sind kein Fehler - sie sind eine Steuer, die der Markt für Regulierungsrisiko verlangt. Die Banken in Vietnam blockieren oft Konten, wenn sie verdächtige Transaktionen erkennen. Deshalb nutzen viele Nutzer Cash-Überweisungen, Handelsgruppen oder sogar lokale Händler, um Krypto zu kaufen - alles außerhalb des Systems.

Und trotzdem funktioniert es. 74 % der Nutzer geben an, Krypto hauptsächlich für internationale Überweisungen zu nutzen. 41 % kaufen damit Waren auf Shopee Vietnam - eine Plattform, die seit März 2025 einen Pilotversuch mit Krypto-Zahlungen startete. Es ist nicht legal. Aber es ist alltäglich. Und es wächst.

Warum die Regierung scheitert - und warum sie nicht aufgeben will

Die SBV hat 2025 einen „Regulierungs-Sandbox“-Pilot gestartet, um formelle Krypto-Unternehmen anzulocken. Die Bedingungen? Mindestkapital von 10 Billionen VND - das sind 379 Millionen US-Dollar. 14 verschiedene Genehmigungen. Echtzeit-Überwachungssysteme, die 5.000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten können. Bis Oktober 2025 gab es keine einzige Bewerbung.

Warum? Weil das niemand bezahlen kann - außer vielleicht staatlichen Konzernen. Professor Nguyen Van Anh von der Universität Ho-Chi-Minh-Stadt sagt: „Diese Anforderungen sind absichtlich so hoch, dass nur große, staatlich verbundene Firmen durchkommen. Kleine Unternehmen, Startups, Innovation - das ist ausgeschlossen.“

Die Regierung argumentiert, sie wolle Finanzstabilität schützen. Doch die Internationale Währungsbehörde (IMF) warnt: „92 % der Krypto-Aktivitäten in Vietnam finden außerhalb des regulierten Systems statt. Das ist ein riesiges Risiko für Geldwäsche und Finanzkriminalität.“ Die SBV weiß das. Aber sie hat keine bessere Lösung. Sie kann nicht verbieten, was die Menschen schon tun. Also versucht sie, es zu kontrollieren - und scheitert.

Gegenüberstellung: Starre Regulierungsbehörde links, lebendige Krypto-P2P-Netzwerke rechts in vietnamesischen Stadtvierteln.

Vergleich: Vietnam vs. Singapur - zwei Wege, eine Region

In Singapur ist alles anders. Die Zentralbank erlaubt regulierte Stablecoins. Unternehmen können USDT oder USDC legal ausgeben - solange sie Geld zurückhalten. Die Folge? 49 % der Krypto-Transaktionen in Singapur kommen von Institutionen - Banken, Fonds, Unternehmen. In Vietnam sind es nur 17 %. In Singapur nutzen 80 % der Nutzer lokale, regulierte Plattformen. In Vietnam nutzen 87 % ausländische, unregulierte Plattformen.

Die Philippinen zeigen, wie es besser gehen könnte. Mit GCash, einer mobilen Geldbörse mit 8,7 Millionen Nutzern auf ihrem Krypto-Service, haben sie Krypto in den Alltag integriert - legal, sicher, einfach. Vietnam könnte das auch. Stattdessen zwingt es seine Bürger, in der Grauzone zu leben.

Wer nutzt Krypto in Vietnam - und warum?

Die Nutzer sind jung. 68 % sind zwischen 18 und 35 Jahren. Die meisten haben einen Hochschulabschluss. Ihr Monatseinkommen liegt zwischen 15 und 40 Millionen VND - das sind etwa 570 bis 1.500 US-Dollar. Sie sind nicht reich. Sie sind nicht spekulativ. Sie sind pragmatisch.

Ein Nutzer namens „SaigonCryptoMom“ schreibt: „Ich wünschte, wir hätten lokale Plattformen wie in Singapur. Meine Gewinne in VND umzuwandeln, dauert drei bis vier Tage - und kostet viel Zeit und Geld.“ Sie hat Recht. Die Umrechnung von Krypto zurück in VND ist ein Albtraum. Keine lokale Börse akzeptiert es. Du musst auf P2P warten, mit Händlern verhandeln, Risiken eingehen. Und trotzdem tun es 17 Millionen Menschen - täglich.

Eine Mutter sendet Krypto ins Ausland, während eine digitale Landeswährung vergeblich versucht, mitzuhalten.

Was kommt als Nächstes?

Im Oktober 2025 hat das Finanzministerium einen Entwurf veröffentlicht: Krypto-Transaktionen sollen mit 2 % Umsatzsteuer und 0,1 % Transaktionssteuer belegt werden. Gleichzeitig testet die SBV einen digitalen Dong - eine zentrale digitale Währung. Was, wenn diese beiden Systeme irgendwann miteinander verbunden werden? Was, wenn du deine Krypto-Transaktionen direkt über eine staatliche App abwickeln kannst - legal, steuerpflichtig, sicher?

Morgan Stanley prognostiziert: Wenn Vietnam die Regeln lockert - besonders bei Stablecoins - könnte der Krypto-Markt bis 2028 jährlich um 25-30 % wachsen. Das könnte 12-15 % des 19,2 Milliarden US-Dollar schweren Rücküberweisungsmarktes erfassen. Es könnte 10 % des 137 Milliarden US-Dollar schweren E-Commerce-Marktes beeinflussen.

Die Chance ist da. Die Nachfrage ist da. Die Technik ist da. Was fehlt, ist der Mut, die Regeln zu ändern.

Die Zukunft liegt nicht in der Unterdrückung - sondern in der Integration

Vietnam hat nicht die beste Regulierung. Es hat die stärkste Nutzerbasis. Es hat nicht die meisten Institutionen. Es hat die meisten Menschen, die etwas verändern wollen. Die Regierung kann versuchen, Krypto zu verbieten. Aber sie kann nicht verhindern, dass Menschen Geld über Wege schicken, die billiger, schneller und sicherer sind - auch wenn sie illegal sind.

Die Frage ist nicht, ob Vietnam Krypto zulassen wird. Die Frage ist, wann es endlich aufhören wird, seine eigene Bevölkerung zu bestrafen, weil sie clever ist.

Warum steht Vietnam auf Platz 5, obwohl Krypto fast verboten ist?

Obwohl die vietnamesische Zentralbank strenge Regeln hat - wie das Verbot von Stablecoins und die Pflicht, nur mit VND zu handeln - nutzen 17 Millionen Menschen Kryptowährungen aktiv. Sie nutzen ausländische P2P-Plattformen wie Binance, um Geld zu überweisen, Einkäufe zu tätigen oder ihr Vermögen zu schützen. Die hohe Nutzerzahl, nicht die Legalität, treibt den Rang im Chainalysis-Index an.

Warum nutzen Vietnamesen ausländische Krypto-Plattformen?

Weil lokale Plattformen nicht existieren. Die Regulierung macht es für vietnamesische Unternehmen fast unmöglich, Krypto-Dienste anzubieten - wegen extrem hoher Kapitalanforderungen und komplizierter Genehmigungen. Deshalb greifen Nutzer auf Binance P2P, Bybit und OKX zurück, die zwar nicht legal sind, aber funktionieren. 87 % aller Transaktionen laufen über diese Plattformen.

Welche Rolle spielt Krypto bei Rücküberweisungen in Vietnam?

Krypto ist eine der günstigsten Möglichkeiten, Geld aus dem Ausland nach Vietnam zu schicken. Traditionelle Dienste wie Western Union verlangen bis zu 6,8 % Gebühren. Mit Krypto-P2P-Zahlungen sinkt die Gebühr auf durchschnittlich 1,2 %. 74 % der vietnamesischen Krypto-Nutzer nutzen digitale Assets genau dafür - besonders Familien, die Angehörige im Ausland unterstützen.

Warum hat die Regierung den Krypto-Sandbox-Pilot nicht erfolgreich gestartet?

Die Anforderungen sind zu hoch. Unternehmen brauchen mindestens 379 Millionen US-Dollar Kapital, 14 verschiedene Genehmigungen und technische Systeme, die 5.000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten können. Kein Startup kann das leisten. Bis Oktober 2025 gab es keine einzige Bewerbung. Die Regierung will formelle Märkte, aber sie hat sie so schwer gemacht, dass niemand kommen kann.

Wie unterscheidet sich Vietnams Krypto-Markt von Singapur?

Singapur erlaubt regulierte Stablecoins und hat eine klare Lizenzierung für Unternehmen. Das lockt Institutionen an: 49 % der Transaktionen kommen von Banken und Fonds. In Vietnam sind es nur 17 %. Singapur hat formelle, sichere Plattformen. Vietnam hat eine informelle, riskante P2P-Ökonomie. Beide Länder haben hohe Nutzerzahlen - aber nur Singapur hat ein funktionierendes System.

Wird Vietnam seine Krypto-Regeln bald lockern?

Es gibt Anzeichen. Die Regierung plant eine digitale Währung (digitaler Dong) und eine Krypto-Steuer. Wenn diese Systeme miteinander verbunden werden, könnte eine formelle Integration möglich sein. Experten glauben, dass eine Lockerung der Stablecoin-Regeln - ähnlich wie in den Philippinen - den Markt explosionsartig wachsen lassen könnte. Aber bislang hat die Regierung kein Signal gegeben, dass sie bereit ist, die Kontrolle abzugeben.

Weitere Beiträge

1 Kommentare

  1. rainer padlan rainer padlan

    Die Deutschen reden hier über Krypto als wäre es ein Spielzeug aber in Vietnam machen die das ernst. Wir haben hier Banken die uns 50 Euro Gebühr für eine Überweisung abknutschen und dann wundern wir uns dass andere Länder es besser machen. Die Vietnamesen nutzen was funktioniert. Keine Bürokratie. Keine Genehmigungen. Keine 379 Millionen Dollar Kapital. Einfach nur Geld transferieren. Das ist Kapitalismus. Nicht das hier mit den ganzen Regulierungs-Sandkästen die niemand braucht. Wir sollten lernen. Nicht verurteilen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published. Required fields are
marked *